Longasura ist Langsur
2011 - Regionale Identität „Untere Sauer“
03.07.2011 23:19Am 20. Juni 2011 stellte Prof. Dr. Waldemar Vogelsang die Ergebnisses des studentischen Forschnungsprojektes "Lebensqualität in der Region Untere Sauer" in der Kulturhalle in Langsur vor. Die Studie wurde im Rahmen der Dorfmoderation "Lebendige Dörfer" erstellt.
Die Ergebnisse der Studie als Diaschau
Die 140 Seiten starke Studie mit mehr als 90 Tabellen beruht auf einer Haushaltsbefragung, die im vergangenen Herbst durchgeführt wurde. Dabei waren Fragebögen an 834 Haushalte in der
Großes Engagement
Sozialwissenschaftler Vogelgesang war begeistert über das Engagement der Bürger. Die Rücklaufquote ausgefüllter Bögen sei mit durchschnittlich 54 Prozent ausgesprochen hoch gewesen. Vogelgesang: "Das hat unsere Erwartungen weit übertroffen."
Die Studie beginnt mit einer Zusammenfassung der Zielsetzung und Methodik der Untersuchung. Dann folgt eine detaillierte Beschreibung der in geografischer, siedlungshistorischer und statistischer Hinsicht. Dabei werden etwa Bevölkerungsentwicklung und Altersstruktur dargestellt.
Das Ergebnis ist überraschend: Rund die Hälfte der Langsurer sind "zugewandert", und die Gemeinde entwickelt sich weiterhin sehr dynamisch - in den letzten Jahren natürlich bedingt durch die wirtschaftliche Entwicklung in Luxemburg, die sich zunehmend auch auf den Grenzraum auswirkt: So liegt die Anzahl der Zuzüge (73,7 auf 1000 Einwohner) deutlich höher als bei vergleichbaren Gemeinden in Rheinland-Pfalz.
Neubürger sind zum Großteil gut integriert
Dennoch seien die vielen Neubürger überwiegend gut in das Gemeindeleben integriert, auch wenn es teilweise Beschwerden über die "anonym wohnenden" Luxemburger gebe.
Das Kapitel zur Wohn- und Lebensqualität zeigt aber, dass sich die Bürger trotz dieser Dynamik sehr stark mit ihrer Gemeinde identifizieren - und das Leben in ihr schätzen: Das Vertrauen zueinander ist ebenso groß wie das ehrenamtliche Engagement, man hilft sich, es gibt ein reges Vereinsleben, und Veranstaltungen werden nicht nur im eigenen Wohnort besucht. Besonders hohe Werte erreicht dabei Mesenich, das von Vogelgesang daher das Prädikat "Partymeile" verliehen bekam.
Als besondere Stärken werden die gute Gemeinschaft und Nachbarschaft genannt und außerdem die Nähe zu Trier und Luxemburg in dennoch ruhiger Lage mit viel Natur. Viele positive Einschätzungen also, bei denen der jedoch stark aus dem Rahmen fällt. In Wasserbilligerbrück, das täglich vom Tanktourismus förmlich überrollt wird, kann von einer ruhigen Lage keine Rede mehr sein.
Wunsch: schnelles Internet
"Die Lebensqualität wird dort wesentlich negativer eingeschätzt als in den anderen Ortsteilen", resümiert Vogelgesang. "Da fährt man nur noch hin, um schnell wieder rauszukommen." Die extreme Verkehrssituation habe das gemeinschaftliche Leben dort zum Erliegen gebracht.
Aber auch in den anderen Ortsteilen gibt es Kritikpunkte etwa über die schlechte Anbindung an den Personennahverkehr. Als weitere Schwächen wurden die schlechte medizinische Versorgung genannt, mangelnde Einkaufsmöglichkeiten, das Fehlen von Angeboten für Kinder und Jugendliche. Zusätzlich gewünscht werden ergänzende kulturelle und soziale Angebote sowie ein schnellerer Internetzugang.
Zum Thema Internet hatte allerdings eine gute Nachricht auf Lager: Die Gemeinde hat mit der Telekom einen Vertrag über eine neue Leitung abgeschlossen, die demnächst bis Metzdorf für eine schnelle Anbindung sorgen wird.
Die Studie ist Teil einer Dorfmoderation, bei der die Bürger selbst Ideen und Vorstellungen für ein besseres Miteinander einbringen können. Erste Projekte wurden in Langsur auf den Weg gebracht: Der Kirmessonntag (20. November) soll dieses Jahr auch Tag der Vereine sein. Dabei werden sich die Vereine vorstellen und um neue Mitglieder werben. So hoffe man, Neubürger noch besser integrieren zu können. Der Bürgerbus ist ein Kleinbus, der mit ehrenamtlichen Fahrern Strecken abfährt, die für Busunternehmen unrentabel sind. Das Projekt Dorfcafé bietet einen kommunikativen Treffpunkt. Es könnte auch eine Bücherei angeboten oder Hilfeleistungen unter den Bürgern organisiert werden.
Dorfmoderation
Seit 1991 wurden im Rahmen der Dorferneuerung in Rheinland-Pfalz mehr als 430 Millionen Euro an Fördermitteln in den ländlichen Raum investiert, um rund 24 400 private und etwa 4000 öffentliche Maßnahmen zu unterstützen. Rund 2000 der 2300 Ortsgemeinden in Rheinland-Pfalz betreiben ein entsprechendes Programm. Wesentlicher Bestandteil einer Dorferneuerung ist oft die Dorfmoderation mit aktiver Beteiligung der Bevölkerung. Dazu tritt ein erfahrener, externer Berater in engen Dialog mit den Bürgern, um sinnvolle und machbare Gemeinschaftsprojekte auf den Weg zu bringen. Im Regelfall werden bis zu 80 Prozent der Kosten einer Dorfmoderationen gefördert - maximal jedoch 12 000 Euro.
Bericht des "Trierischer Volkfreund" vom 21.6.2011 von Frank Goebel.
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