Longasura ist Langsur


1990/2011 - Die Entwicklung des "Musikverein Lyra Langsur" bis zum Jahre 1939

21.09.2011 10:05

Text und Recherche von Erwin Weber, Langsur (ⓒ 1990)

 

Der "Musikverein Lyra Langsur" war zunächst nur 3 Jahre lang aktiv: von 1911 - 1914. Das war dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges geschuldet. Instrumente und vieles andere mehr waren angeschafft worden. Die meisten Instrumente wurden von den aktiven Mitgliedern selbst gekauft, was zu der Zeit ein sehr großes Opfer bedeutete. Nur Tuba und Trommel waren gemeinsam angeschafft worden. Die Einberufung der Männer in den Krieg sowie die Sorgen und Nöte der Zeit stoppten auch den Musikverein in seiner Aktivität und seinem gelungenen Aufbau. Nach dem Ersten Weltkrieg Ende 1919 trafen sich diejenigen, welche den schrecklichen Krieg überlebt hatten, mit den älteren musikliebenden Bürgern und beschlossen, das ganze noch einmal von vorne anzufangen. Lehrer Haas lag viel daran, auch den Musikverein wieder auf die Beine zu stellen. Generalversammlungen wurden abgehalten. Neue Instrumente mussten beschafft werden. Am 06.01.1920 wurde beschlossen, Instrumente anzuschaffen. Peter Dahlem sollten 50 Mark als Vergütung nur seine Reise nach Kyllburg zwecks Beschaffung von 8 Instrumenten gezahlt werden. Lehrer Haas verließ im Spätsommer Langsur und war froh darüber, dass der Musikverein nun wieder auf festen Beinen stand. Das Vereinslokal wurde bestimmt und es wurde ein Vertrag mit dem Vereinswirt gemacht.

 

Musikverein Lyra LangsurMusikverein Lyra Langsur, 1924

 

v.l.n.r. obere Reihe: Wilhelm Weber, Matthias Heck, Jakob Permesang, unbekannt, Nikolaus Conter, Michel Steil, Johann Braun, Bernhard Hoffmann, Peter Bamberg, Eduard Koster, Johann Weber, Theo Großinet, Johann Braun, Peter Fries, Dirigent Nikolaus Lahr, Johann Bamberg, Nikolaus Braun, Willi Rössler, Vorsitzender Matthias Heck, Bernhard Heck, Peter Karen, Johann Conter

 

Aus der Generalversammlung vom 18.04.1920: "Der Vereinswirt hat uns seinen Saal nur für das Jahr 1920 zur Verfügung gestellt. Derselbe verpflichtet sich, nur die Wintermonate freies Licht und, wenn nötig, Brand zu stellen. Das Recht über den Saal behält der Vereinswirt. Ohne unsere Genehmigung darf er den Saal nicht vergeben. Als Entschädigung erhält er dafür 300 Mark vom 01. April 1920 bis 01. April 1921. Vereinswirt: L. Weber." Einige Beschlüsse aus den folgenden Generalversammlungen, die die wieder aufgenommenen Aktivitäten des Musikvereins bestätigen: Am 25.03.1920 wurde beschlossen, dem Dirigenten Johann Conter 25 Mark monatlich zu gewähren. Der Beitrag der Mitglieder beträgt monatlich eine Mark.  Am 03.04.1921 wurde beschlossen; dass der monatliche Beitrag von einer Mark auf zwei Mark angehoben wurde. Ebenso "Wer der Musikprobe nicht beiwohnt ohne Entschuldigung, bezahlt 5 Mark Strafe. Das Geld wird weniger wert. Generalversammlung am 29.06.1921. Es wurde beschlossen, am Sonntag, den 05. Juli, einen Ausflug mit dem Gesangverein nach Godendorf, Ralingen und Wintersdorf zu machen. "Morgens um 1/2 11 Uhr antreten." Am 03.06.1921: Es wurde beschlossen, das 10jährige Stiftungsfest am 31. Juli 1921 auf dem Schulplatz abzuhalten. "Der Ertrag dieses Festes ist für das Kriegerdenkmal bestimmt. Der Musikverein Lyra Langsur wird unter Mitwirkung des Gesangvereins Eintracht Langsur dieses Fest abhalten. Festredner ist der Lehrer Mayer." Dann ein bemerkenswerter Beschluss vom 12.01.1923, nämlich den Verein zu einer Musikkapelle heranzubilden, die die Aufgabe hat, die Gemeinschaft innerhalb der Gemeinde zu fördern. Die Instrumente sollen nach einer Reparatur, die der Verein bezahlt hat, Vereinseigentum werden, um dadurch die Vereinsgemeinschaft zu festigen. Das Spielen einzelner Musikanten während der Nacht soll mit 10 Mark bestraft werden. Am 28. Januar 1923 fand eine Krisensitzung im Büro der Firma Lesemann statt. Lesemann war der Pächter der ehemaligen Baumschule Müller. In lebhafter Aussprache herrscht Einmütigkeit darüber, eine Generalversammlung zu diesen Zeiten nicht einzuberufen, sondern die Neuwahl im Vorstand vorzunehmen und von den Mitgliedern und Ehrenmitgliedern die Zustimmung einzuholen! Am 08. Februar 1923 wurden dann neue Statuten beraten und beschlossen:

 

"Der Verein führt den Namen 'Musikverein Lyra Langsur'. 

1. Zweck des Vereins 

  1. Pflege der Musik 

  2. die Mitwirkung bei feierlichen Anlässen in der Gemeinde bei weltlichen und kirchlichen Feiern. Er soll damit zur Belebung und Erheiterung der Gemeinde beitragen.

  3. insbesondere soll allen Aktiven und Ehrenmitgliedern die letzte Ehre von dem Verein erwiesen werden. 

2. Vorstand

Der Vorstand besteht aus dem Präsidenten und dem Vizepräsidenten, ferner dem Kassierer und Schriftführer, dem stellvertretenden Kassierer und Schriftführer, dem Dirigenten und 2 Beisitzern, die zugleich Kassenrevisoren sind und dem Vereinsordner. Die Ehrenmitglieder können den Präsidenten, den Vizepräsidenten, den Schriftführer, den stellvertretenden Kassierer, die Beisitzer und den Ordner stellen.

Der Präsident vertritt den Verein nach innen und nach außen. Der Dirigent leitet die Musikprobe und fuhrt den Verein bei öffentlichen Auftritten hinsichtlich der Musik. Falls der Dirigent gleichzeitig Mitglied des Vereins ist, so bleibt er von den Beiträgen entbunden. Es kann nur nach Maßgabe des Kassenbestandes eine Entschädigung gewährt werden. Die Kassenrevisoren haben jedes Frühjahr vor der Generalversammlung die Kasse zu prüfen und der Generalversammlung darüber zu berichten. Der Vorstand wird jährlich neu gewählt. und zwar entscheidet einfache Stimmenmehrheit durch Zuruf, wenn kein Einspruch erhoben wird.

3. Mitgliedschaft

Aktives Mitglied des Vereins kann jeder Unbescholtene werden, der das 14. Lebensjahr vollendet hat und Interesse und Veranlagung für die Musik zeigt. Die Aufnahme kann nach einer Probezeit von 4 Wochen erfolgen. Es entscheidet darüber der Verein nach Anhören des Dirigenten mit einfacher Stimmenmehrheit. Eintrittsgeld wird vierteljährlich vom Vorstand festgesetzt, das monatlich zu entrichten ist. Die aktiven Mitglieder des Vereins müssen den Musikproben pünktlich beiwohnen. Unentschuldigtes Fernbleiben wird mit einer Ordnungsstrafe belegt, die bei der letzten Monatsprobe jedesmal für den kommenden Monat seitens des Dirigenten und Kassierers neu festgesetzt wird, und die im selben Monat an den Kassierer zu entrichten ist. Entschuldigungen sind stets beim Dirigenten anzubringen.

4. Ehrenmitglieder

Ehrenmitglied kann jeder werden, der im Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte ist. Der Beitrag für Ehrenmitglieder wird vierteljährlich vom Vorstand festgesetzt. Bei allen Festlichkeiten der Musik haben dieselben freien Zutritt.

5. Verschiedenes

Das Rauchen während der Musikprobe ist unbedingt verboten, und es ist jedes Mitglied verpflichtet, während den Proben den Anordnungen des Dirigenten Folge zu leisten. Ebenso ist es Ehrenpflicht eines jeden Mitgliedes, bei festlichen Anlässen sich den Anordnungen des Dirigenten zu fügen. Das Musizieren einzelner Mitglieder nach Festlichkeiten ohne Genehmigung des Dirigenten wird mit geldlichen Strafen belegt und kann nach böswilliger Wiederholung mit dem Ausschluss aus dem Verein geahndet werden. Das Auftreten der gesamten Musik oder einzelner Mitglieder innerhalb oder außerhalb der Gemeinde kann nur mit der Genehmigung des Vorstandes erfolgen. In dringenden Fällen haben der Präsident und Dirigent das Recht, allein darüber zu entscheiden. Die dem Verein gehörigen Gegenstände sind in einem Verzeichnis aufzuführen und jährlich zu prüfen. Nach mutwilligen Zerstörungen an den Instrumenten muss jeder die Reparaturkosten selbst tragen. Ebenso Reparaturen von Vereinseigentum. Es sollen dagegen Reparaturen an den Instrumenten im allgemeinen vom Verein getragen werden. An solchen Instrumenten verliert der Eigentümer das Verkaufsrecht, wenn er nicht vorher die Reparaturkosten an den Verein bezahlt hat. Tritt ein Mitglied aus dem Verein aus, so muss er sein Instrument, falls er es zu verkaufen beabsichtigt, zuerst dem Verein zum Ankauf anstellen, wobei eventuelle Reparaturkosten nur zur Hälfte in Anrechnung gebracht werden.

6. Verlust der Mitgliedschaft und Auflösen des Vereins

Die Mitgliedschaft erlischt durch:

  1. freiwilligen Austritt

  2. Ausschluss. Letzteres kann erfolgen, wenn ein Mitglied mit seinen Beiträgen und Strafen über drei Monate in Rückstand ist oder in den oben angeführten Fällen. Die im Besitz befindlichen Vereinsgegenstände müssen innerhalb von 3 Tagen an den Verein abgegeben werden. Falls weniger als 3 aktive Mitglieder vorhanden sind, kann der Verein nach reiflicher Beratung durch den Vorstand aufgelöst werden. Über das Vereinsvermögen entscheidet die Vorstandssitzung, jedoch kann bares Geld nur zu gemeinnützigen Zwecken Verwendung finden. Jedes Mitglied ist im Besitz dieser Statuten und hat dieselben durch Unterschrift anerkannt.

     

1923 Musikverein Lyra Langsur in WasserbilligMusikverein Lyra Langsur, 1923 in Wasserbillig beim 25-jährigen Stiftungsfest des Gesangsvereins Wasserbillig

 

 

Vorstandssitzung gemeinsam mit den aktiven Mitgliedern am 15. Februar 1923 im Gasthof Oberwels: Tagesordnung: "Neues Vereinslokal". Nach Aussprache wird beschlossen: "Vereinslokal ist ab jetzt Gasthof Oberweis. Der Wirt hat zugesagt, für den Verein sowohl für Versammlungen als auch für Proben stets ein gesondertes Lokal zur Verfügung zu stellen." Am 15. März 1923 Vorstandssitzung in der Wohnung des Herrn Berger. Wichtigster Punkt war die Erhöhung der Beiträge. Denn nach dem Ersten Weltkrieg war zuerst ein schleichender, jetzt aber ein nicht mehr aufzuhaltender Währungsverfall in Deutschland festzustellen. Die Preise stiegen sprunghaft. Staatsgläubiger und Lohnempfänger wurden benachteiligt, alle Sachwertbesitzer dagegen entsprechend begünstigt. Es entwickelte sich eine Scheinkonjunktur, die einem Teil der Bevölkerung große Gewinne brachte. Bei der Stabilisierung der Währung im November 1923 war eine Billion Papiermark auf den Wert von einer Goldmark gesunken. So hatte jeder Bürger und damit auch jeder Verein große Schwierigkeiten mit den Finanzen. Das Eintrittsgeld und der Ehrenmitgliedsbeitrag wurden auf 1000 Mark festgesetzt für das kommende Vierteljahr. Der monatliche Beitrag wurde auf 300 Mark festgesetzt. Bezüglich des Auftretens der Musiker zu Ostern in der Kirche wird von dem Vorstandsmitglied Dahlem Peter erklärt, dass nach Rücksprache mit dem H. Pastor es kirchenseits nicht erlaubt ist, mit Blechinstrumenten während der heiligen Messe zu spielen. Es wird also Abstand genommen und beschlossen, evtl. am Ostersonntag mittags auf dem alten Schulplatz zu spielen, falls behördlicherseits dagegen keine Einwendungen gemacht würden. Für Weißen Sonntag wird beschlossen, wie alljährlich die Kinder zur Kirche zu begleiten.

Vorstandssitzung am 14. April 1923: "Es bringt der Schriftführer ein Schreiben  des Gesangsvereins Wasserbillig zur Kenntnis, worin dieser zur Beteiligung an seinem 25-jährigen Stiftungsfest einladet. Es wird beschlossen, auf Vorschlag des Dirigenten, sofort nach dem 15. Mai endgültig darüber zu beschließen, ob eine Teilnahme erfolgen soll. Betreffend Sommerausflug wurde beschlossen, dies bis zur nächsten Versammlung zurückzustellen. Betreffend Maikranzfeier wird der erste Sonntag im Mai festgesetzt. Es wird nach langer Debatte der Mesenicher Wald bestimmt, damit eine Wirtschaft dort selbst errichtet werden könne. Der Zeitpunkt des Abmarsches wird auf 2 1/2 Uhr festgesetzt, nachdem vorher mit dem H. Pastor Rücksprache genommen werden soll."

 

Vorstandssitzung vom 24. April 1923: "Zum einzigsten Punkt der Tagesordnung gibt der Vorsitzende dem Dirigenten das Wort. Der erklärte, infolge eines Augenleidens für einige Monate aussetzen zu müssen. Es wird beschlossen, an den Herrn Wilhelm Deutsch in Igel heranzutreten, damit dieser die Vertretung übernehmen soll. Der Schriftführer wird beauftragt, die Verhandlung zu leiten."

Vorstandssitzung vom 24. Februar 1924 in der Werkstatt von Peter Dahlem: ''Es wurde beschlossen, zu Fastnacht den Mitgliedern einen Unterhaltungsabend zu bieten. Es wurde das Programm festgesetzt, welches abwechselnd Musikstücke und Vorträge enthält. Der Beginn wird auf 1/2 8 Uhr festgesetzt. Das Programm wie folgt: 1) Alte Kameraden. 2) Begrüßungsansprache. 3) Allerleihend. 4) Ouvertüre Waldmeisters Brautfahrt. 5) Gepfefferte Belohnung. 6) Donauwellen Walzer. 7) Der fidele Bauer. 8) Jubelfestmarsch. 9) Kintopp Anna. 10) So beim Mondschein zu küssen sitzen. 11) Der stumme Anton. 12) Sagen aus dem Harz. 13) Tolle Lotte. 14) Frisch gewagt Marsch. Jedes Mitglied erhält außer einer Karte für sich auch zwei für seine Familiegangehörigen."

 

Am 25.03.1924 wurden neun neue Mitglieder aufgenommen. Großineth, Weber, Koster Eduard, Koster Bernhard, Braun Johann, Lambrich Mathias, Heck Mathias, Heck Bernhard, Braun, Roos. Es wurden bei der Firma Hulter in Karlsruhe 7 neue Instrumente bestellt. 2 Trompeten in B, 1 Trompete in Es, 1 Ventilposaune, 1 Althorn, 1 Tenorhorn, 1 Bass. Es wurde beschlossen, zur Deckung des Defizits, entstanden durch die Anschaffung der Instrumente, eine Verlosung abzuhalten, und zwar sollen 1200 Lose zu 0,50 Mark zum Verkauf kommen. Jedes zehnte Los sollte gewinnen. Weiter wurde eine Abmachung mit dem Dirigenten getroffen, wonach dieser für die Probe 2 Mark bekommt, jedoch vorläufig mit dem Bezahlen warten muss, bis die Schulden des Vereins gedeckt sind. Ferner wurde bestimmt. dass die Proben und allgemeinen Versammlungen so festgelegt werden, dass jeder ohne besondere Einladung daran teilnehmen kann. Betreffend Aufnahmen neuer Mitglieder wird bestimmt, dass in Zukunft solche eine Prüfung abzulegen haben vor einer Kommission, damit vermieden wird, dass absolut Unbrauchbare in den Verein kommen und solche bei ihrem Eintritt die elementarsten Grundkenntisse haben.

 

Am 13. Oktober 1924 Versammlung im Saale Weber. Der Vorsitzende gibt bekannt: "Der Verein hat seine Schulden bezahlt.'' Er teilt auch mit, dass Unstimmigkeiten zwischen dem Vorstand und dem Dirigenten bestehen. Ab 17. Oktober 1924 wird Herr Lahr aus Wasserbillig neuer Dirigent des Musikvereins Lyra Langsur.

 

Aus der Generalversammlung vom 06.09.1925: "Der monatliche Beitrag wird auf 0,75 Mark festgelegt. Die Mitglieder werden zum pünktlichen Zahlen aufgefordert. Für Sonntag, den 13.09.1925, wird beschlossen, der Einladung des Mandolinenclubs Metzdorf Folge zu leisten. Zur Kirmes wird beschlossen, Tanzmusik abzuhalten. Fünf Mann sollen spielen und jeder 10 Mark erhalten. Der Überschuss soll für die Kasse sein. Betreffend Bettag soll beim H. Pastor Antrag gestellt werden zwecks Genehmigung, in der Betstunde spielen zu können." Am 18.01.1926 wurde beschlossen: "Der Vorstand des Musikvereins hat den Gemeinderat, den Kirchenchor, den Kirchenvorstand, den Vorstand der Feuerwehr und den Lehrer zu einer Besprechung eingeladen zwecks Feier des silbernen Priesterjubiläums unseres Herrn Pastors. Es war dies Pastor Jakob Wilhelm Kerscht. Er war vom 29.10.1915 bis November 1930 in Langsur. Priesterweihe am 23.03.1901. Geboren am 20.09.1875 in Mettendorf. Verstorben am 08.03.1942. Beerdigt wurde er in Mettendorf. Pastor Kerscht hat in Langsur sehr viel bewegt und hat sich um unser Dorf und seine Bürger besonders verdient gemacht. Er hat die Geschichte von Langsur erforscht.

 

Am 31.01.1926 wird erwähnt, dass der Verein Mitglied des Bezirksverbandes der Musikvereine für den Regierungsbezirk Trier sei. Für Hochzeitsfeiern wird festgelegt, dass der Verein sich nur beteiligt, wenn das betreffende Ehrenmitglied mindestens drei Jahre im Verein ist. Andernfalls müssen die Beiträge nachgezahlt und auch die Verpflichtung eingegangen werden, nachher noch 3 Jahre Ehrenmitglied zu sein. 

Aus einer Generalversammlung vom 09.Januar 1927 im Vereinslokal der Witwe Weber: "Wichtig war die Finanzierung der Reise zum Fest nach Bitburg im Juni. Es sollen monatlich 0,25 Mark mehr bis Juni auf den normalen Monatsbeitrag bezahlt werden. Das Fest in Bitburg war ein Wettstreit des Bezirksverbandes des Regierungsbezirks Trier. Der langjährige Schriftführer Wennmacher war Mitglied dieses Verbandes. Es war ein Antrag von Orenhofen eingegangen, dort aufzutreten."

 

Vorstandssitzung vom 11.01.1927: "Es wurde beschlossen, 2 Vereinsinstrumente der Freiwilligen Feuerwehr unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Der Musikverein soll sich an dem Feuerwehrfest der Langsurer Freiwilligen Feuerwehr beteiligen. Der Verein erhält dafür 100 Mark, die in die Kasse fließen." Ein Antrag der Zollbeamten, auf der Wasserbilligerbrück ein Konzert zu geben, wurde besprochen. Es sollte im August am ersten Sonntag stattfinden. 

 

Aus der Generalversammlung vom 22.04.1928: "Beschlossen wurde, die Malfeier im Liersberger Wald abzuhalten und den Heimweg über Liersberg nach Langsur anzutreten. Am Abend veranstaltet der Musikverein einen gemütlichen Abend, wozu die Freiwillige Feuerwehr und die D. J. K. eingeladen werden. Am 13.01.1929 heißt es: "Jedes Mitglied, das noch rückständig ist mit seinen Beiträgen und dem Mützengeld, muss dasselbe bis zum 01. März bezahlt haben, andernfalls wird er aus dem Verein ausgeschlossen. Anfrage Math. Hoffmann, Hochzeit und Tanzmusik! Es wurde beschlossen: Die Betreffenden, die an dem Abend Tanzmusik spielen, brauchen keine Leihgebühr zu zahlen, bis auf diejenigen, die noch rückständig sind mit ihren Leihgebühren." Dann: "Das Geld, das Joh. Braun dem Verein geliehen hat, wird ihm mit Prozenten zurückerstattet." Weiter: "Das erspielte Geld, das vom Kegeln am Kirmesmontag auf der Kegelbahn Oberwels auf den Namen des Musikvereins einkommt, muss in die Vereinskasse kommen."

 

Aktive Mitglieder des MVLSie spielten lange Zeit zum Tanz auf: aktive Mitglieder des "Musikverein Lyra Langsur" (Aufnahmejahr unbekannt)

 

v.l.n.r.: Berhard Heck, Johann Bamberg, Peter Karen, Johann Weber, Johann Weber-Karen, Wilhelm Weber

 

Vorstandssitzungen im Jahre 1931 am 28.01. und 21.02. mit dem Vorstand der D. J. K. und aller Vereine zwecks Vorbereitung der Einführung des neuen Pastors Jakob Ziegler am 19. März 1931. Antrag des Musikvereins Lyra Langsur zwecks Niederschlagung der rückständigen Verbandsbeiträge. "Langsur, den 05.03.1931: Im Auftrage des Musikvereins Lyra Langsur teile ich Ihnen folgendes mit: Der Musikverein bittet Sie, die noch rückständigen Verbandsbeiträge, welche der Musikverein noch an den Verband zu zahlen hat, niederzuschlagen. Da der Musikverein finanziell sehr schlecht steht, kann er sich nicht mehr erlauben, einen Wettstreit mitzumachen, da die Musikinstrumente alle reparaturbedürftig sind. In der Hoffnung, dass Sie die Bitte wohlwollend behandeln, zeichnet mit Hochachtung Schriftführer Bamberg."

 

In den kommenden Jahren wurde es für fast alle Vereine schwer, sich durchzusetzen und zu behaupten. Am 30.01.1933 erfolgte die Machtübernahme Hitlers. 6 Millionen Menschen waren 1933 ohne Arbeit. 1935 wurde die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht verfügt. Am 09.03.1936 erfolgte die Besetzung des Rheinlandes durch Hitler. Die Sorge um Arbeit und Einkommen und die vielen Angebote der Partei an junge Menschen durch neue und interessante Vereinigungen und Gruppierungen brachten auch den Musikverein Lyra Langsur in Schwierigkeiten.

 

1935: Gruppe mit Trommeln und Flöten. Schließlich bildete sich in Langsur durch den politischen Einfluss jener Zeit im Jahre 1935 eine Gruppe mit Trommeln und Flöten. Die Trommel schlugen Otto Lutz, Josef Paulus, Matthias Schons, Adolf Schons, Hermann Fischer, Matthias Permesang und Peter Paulus. Auf den Flöten bliesen Johann Fischer, Peter Permesang, Peter Oberreis, Jakob Bamberg, Anton Günster, Hubert Funk. Das Alter der jungen Leute lag zwischen 14 und 16 Jahren. Ausgebildet auf den Trommeln wurde die Gruppe von Paulus Matthias. Es wurde auf einem Holzbock geprobt, auf dem der Schuster Matthias Bauer eine Fütterung und darüber ein Lederfell angebracht hatte. Dies alles spielte sich in der Wohnung von Paulus Matthias ab. Die Familie musste sich dann in andere Räume zurückziehen! Es kam immer ein Trommler nach dem anderen an den sogenannten Bock, bis er das Geforderte beherrschte. Die jungen Leute mit den Flöten wurden von Scalla Matthias aus Igel ausgebildet. Unterrichtet wurden sie in der Langsurer Schule. Einige Auftritte im Schlepptau anderer Gruppen fanden statt, und alle waren davon begeistert. 

1936: Gruppe mit Fanfaren. Gruppen aus anderen Orten hatten Fanfaren dabei und wurden durch diese Instrumente und deren Klang noch mehr beachtet. So kam 1936 auch in Langsur eine Gruppe mit Fanfaren hinzu. Die Gruppe bestand aus Theo Permesang, Arnold Metzdorf, Johann Diederich, Johann Permesang, Hans Heinz, Josef Eiden, Hans Eiden, Johann Hoffmann, Albert Hoffmann, Johann Hoffmann, Peter Bamberg. Ausgebildet wurden diese 11 Jugendlichen ebenfalls von Scalla Matthias aus Igel in der Schule in Langsur. Diese jungen Leute waren natürlich mit Begeisterung bei der Sache und hatten so manche erfolgreiche Auftritte und auch schöne Erlebnisse zu verzeichnen. Übrigens wurden die Instrumente damals kostenlos zur Verfügung gestellt, teils durch die Hitlerjugend oder andere Organisationsgruppen.

 

Um so erfreulicher ist dann in einem der letzten Protokolle einer Generalversammlung des Musikvereins zu lesen:

 

Generalversammlung vom 06.03.1938:

  1. Aufnahme neuer Mitglieder: Es wurden 15 neue Mitglieder aufgenommen.

  2. Der Monatsbeitrag wurde ab März 1938 auf 0,20 Mark festgesetzt.

  3. Neue Statuten werden vom Vorstand aufgesetzt und dem Verein vorgelesen und gelten alsdann für maßgebend.

  4. Proben werden vom Dirigenten festgelegt. Dieser hat dafür zu sorgen, dass das Rauchen unterlassen wird bei den Proben. Alle Musiker haben sich den Anordnungen des Dirigenten zu fügen. 

  5. Am Kriegergedenktag geht der Verein mit auf den Friedhof.

 

Doch eineinhalb Jahre später, mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges am 01. September 1939, stellte der Musikverein Lyra Langsur gezwungenermaßen seine Aktivitäten ein. Der Verfasser dieses 1. Teils der Chronik des Musikvereins Lyra Langsur schließt mit dem Wissen, dass es trotz der langen, sehr schrecklichen Kriegsjahre für den Musikverein wieder einen neuen, einen dritten Anfang geben wird. 

 

 

 

 

 

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