Longasura ist Langsur
2010 - Das Frigidarium in (Langsur-)Mesenich
13.05.2010 00:05Text: Dr. Karl Josef Gilles, ergänzt von Klaus Roderich / Fotos: Klaus Roderich (© 2010).
Teile einer römischen Bad-Anlage haben Bauarbeiter beim Ausschachten im September 2008 in Mesenich entdeckt (Fotos vom Zustand am Originalfundort).
Oberkustos Karl-Josef Gilles vom Rheinischen Landesmuseum in Trier war sehr angetan von dem Fund, den Bauarbeiter im September 2008 beim Ausschachten für drei Garagen gegenüber dem Anwesen in der Hauptstraße Nr. 2 (ehem. Ortsteil Födelich) in Mesenich gemacht hatten: "Römische Mauern in einer solchen Höhe sind in der Umgebung von Trier in den letzten fünf Jahren nicht mehr aufgedeckt worden." Bis zu 1,80 Meter hoch und nach Beurteilung von Gilles "recht solide" ist das Mauerwerk des römischen Kaltbades (Frigidarium) aus dem 2. Jahrhundert nach Christus. Es sei Teil einer privaten römischen Bad-Anlage, die zu einer nahe gelegenen römischen Landvilla gehört habe. Bei den Römern sei das Baden ein wichtiger Bestandteil des Lebens gewesen und habe mehrere Stunden in Anspruch genommen, so der Experte. Das Frigidarium sei der letzte Raum, den die Römer beim Baden betreten hätten. Dort seien sie in ein Kaltwasserbecken gesprungen.
In die Freude über den Fund mischte sich allerdings bald ein Wermutstropfen: Die Eigentümerin konnte und wollte nicht auf den Bau der Garagen verzichten, weil sie die Stellplätze für eine Vermietung nachweisen musste. Also musste das Kaltbad von seinem angestammten Ort, wo es Jahrhunderte lang unerkannt schlummerte, weichen. Mit Unterstützung aus Mitteln des Dorferneuerungsprogramms des Landes Rheinland-Pfalz und der Gemeinde Langsur konnte es in großen Teilen geborgen, versetzt und nachgebaut werden: So ziert es nun den Ortseingang von Mesenich, aus Richtung Langsur kommend, neben dem Radfahrerparkplatz gelegen. Die opulente Villa, zu der es vermutlich gehört hat, bleibt wohl vorerst noch im Verborgenen!
Laut Gilles war die Fundstelle bisher unbekannt. Man habe Kenntnis von zwei Villen aus Mesenich. Eine sei bereits 1883/1884 vom Landesmuseum oberhalb von Mesenich („hinter Kopfbüsch“) ausgegraben worden, die zweite liege im Ort in Friedhofsnähe. Zu ihr gehöre auch eine Grabkammer im „Peterberg“, die wie ihr rekonstruiertes Gegenstück bei Igel im Volksmund „Grutenhäuschen“ heißt.
Römische Bäder
Die Anlagen hatten stets die gleiche Raumfolge: Im apodyterium legten die Römer ihre Kleidung ab, dann gingen sie ins caldarium mit dem Heißwasserbecken (40 Grad warm). Danach begaben sie sich ins tepidarium, das lauwarme Bad, das nur selten über ein eigenes Becken verfügte. Abschließend wurde sich im frigidarium, dem Kaltbad, abgekühlt. Einige Bäder verfügten zusätzlich über ein sudatorium, ein Schwitzbad mit trockener Hitze ohne Becken.
Darf Mesenich sich nun doch – wie seine Einwohner es bereits ohne Kenntnis dieser Badanlage seit längerem aufgrund des als hoch empfundenen Wohlfühlfaktors scherzhaft tun – „Bad Mesenich“ nennen? Die Römer hatten das wohl auch schon erkannt - warum hätten sie sich sonst hier so gemütlich gemacht?
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