Longasura ist Langsur


Ausstellung "AD QUINTUM"

01.12.2009 00:36

Die Brücke an der Sauerzunge!

 

Eröffnungsrede von Detlef von der Felsen (© 2009)

anlässlich der Ausstellung "AD QUUINTUM" des Heimat und Verkehrsverein e.V. Oberbillig im "Historischen Keller" in Langsur

Ich möchte Sie auch im Namen des Heimat- und Verkehrsvereins Oberbillig als Mitveranstalter begrüßen und mich dafür bedanken, dass Sie heute so zahlreich erschienen sind.

Und nun möchte ich in aller Kürze auf das zu sprechen kommen, was Sie in dieser Ausstellung „AD QUINTUM“ sehen können: die römische Brücke über die Sauer als zentrales Thema, dann die darüber führende bedeutende Fernstraße, das regionale Umfeld sowie einige Beispiele für römische Architektur und römisches Leben. Der Name der Ausstellung nimmt Bezug auf die Entfernung der Römerbrücke über die Sauer von der Stadt Trier: sie war 5 keltische Meilen, den sog. Leugen ( ca. 2,2 km ), entfernt und daher sicherlich Standort des fünften Leugensteins so wie in Igel der 4. aufgestellt war, wie man noch heute auf der Igeler Säule sehen kann ( eine Abbildung davon finden Sie auch auf dem Plakat der Ausstellung).Dort ist ein Maultiergespann und im Hintergrund eine Steinsäule mit einem „L“ für „Leuge“ und vier senkrechten Strichen für die Meilenzahl „4“ zu sehen. Trier-Quint, dessen Name heute noch daran erinnert, war in der anderen Richtung Standort des 5. Leugensteins der römischen Straße über Wittlich nach Andernach, ebenso wie Detzem Standort des 10. Steins, lateinisch „ ad decimem lapidum“. 

Die römische Brücke war Teil der bedeutenden Fernstraße, die das Mittelmeer über Lyon mit dem Rheinland verband und in Köln endete. Die Brücke über die Sauer war die einzige auf einer Strecke von 500 Kilometern, da die Sauer über keine geeignete Furt an dieser stelle verfügte und zu oft Hochwasser führte. Zusammen mit den anderen von den Römern gebauten Straßen, die gerade in unserer Region heute noch in Teilen erkennbar sind, war ein schneller Ausbau der Infrastruktur und in Kriegszeiten eine zügige Versorgung der Truppen möglich. Diese Fernstraßen waren i.d.R. 6 Meter breit, erlaubten also jederzeit ein Überholen von langsamen Fuhrwerken und natürlich auch einen ungehinderten Gegenverkehr. Sie hatten einen mehrschichtigen Aufbau von bis zu 1 Meter, um eine strapazierfähige Fahrbahn zu schaffen und eine Nutzung zu allen Jahreszeiten zu gewährleisten. Auf diesen Straßen herrschte reger Verkehr, da eine sehr große Menge von Gütern transportiert wurde Ich nehme an, dass die direkten Anwohner nicht immer glücklich waren über Lärm- und Staubentwicklung, von Bürgerinitiativen aus dieser Zeit ist allerdings nichts bekannt.

Der Oberbau der römischen Brücke über die Sauer war – wie übrigens auch bei der Römerbrücke in Trier – eine hölzerne Konstruktion. Da man heute nicht genau weiß, wie diese Holzkonstruktionen genau aussahen, wurden Fachleute aus verschiedenen Berufen wie Architekten, Zimmerleute, Archäologen usw. befragt, auf deren Hinweise dann die unterschiedlichen Modelle angefertigt wurden. Gegründet war die Brücke auf zahlreichen zugespitzten und mit eisernen Schuhen versehenen mächtigen Eisenbalken, von denen Sie einige Originalbalken der Römerbrücke in Trier in der Ausstellung sehen können. Zu Steinbogenbrücken wurden die Brücken in unserer Region erst Jahrhunderte später, in Trier erst im 14. Jahrhundert.

1909, also genau vor 100 Jahren, wurde die römische Brücke über die Sauer, an der über die Jahrhunderte repariert und umgebaut wurde, dann abgerissen. 1970, als das Wasser der Mosel abgelassen wurde, erfolgte eine Vermessung der römischen Fundamente, die eine Rekonstruktion dann möglich machte. Noch heute sind diese Fundamente bei Niedrigwasser zu sehen.

In dieser Ausstellung finden Sie nicht nur mehrere Brückenmodelle, Bilder oder Landkarten der römischen Fernstraßen, sondern auch Exponate, die einen Bezug zu dem Leben in der Römerzeit und zu den Baudenkmälern in der Region herstellen: so gibt es römisches Kinderspielzeug, das Modell eines römischen Hauses, Wand- und Deckengemälde, Teile einer 400 Meter langen römischen Wasserleitung aus Oberbillig, Gebrauchsgegenstände und einiges mehr.

Ein besonderes Kapitel ist den Maultieren gewidmet, ohne die der römische Fernverkehr kaum zu denken war. Man kann sie daher – wenn man sie mit den heutigen Verhältnissen vergleicht – fast als die „Brummis“ der Antike bezeichnen. Sie waren genügsam, ausdauernd und sehr belastbar und trugen die Hauptlast beim Transport der Güter. Allein auf der Igeler Säule waren sie 7-mal abgebildet, während Pferde hier nicht als Lasttiere erscheinen.

Weiterhin finden Sie in der Ausstellung Modelle und Abbildungen der bekannten und z.T. nicht so bekannten Bauwerke in der Region wie der Igeler Säule, des Grutenhäuschens und anderen.

Ich hoffe, dass ich Sie mit diesen kurzen Hinweisen neugierig auf die Ausstellung machen konnte und wünsche Ihnen viel Spaß bei der Besichtigung.

 

Detlef von der Felsen

 

Heimat- und Verkehrsverein Oberbillig e.V.

Hans Weinandi, 1. Vorsitzender

Detlef von der Felsen, 2.Vorsitzender

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